Unter Sprachentwicklungsstörungen versteht man eine nicht altersentsprechende Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes. Man unterscheidet in wesentlichen phonologische Störungen (Dyslalie), dysgrammatische sowie semantische Störungen. Der Grad der sprachlichen Verzögerung kann in den verschiedenen Bereichen gleich oder unterschiedlich sein.

Symptome bei den sprachlichen Ebenen:

  • Phonologie (Lautstruktur): Vertauschen, Hinzufügen von Lauten
    z.B: Lathaus statt Rathaus, Sule statt Schule, Tuh statt Kuh
  • Syntax (Satzstruktur): unvollständige, bruchhafte Sätze
    z.B.: „Da rauf klettert“
  • Verdrehte Wortreihenfolgen
    z.B.: „Hunger ich hab“
  • Keine Nebensätze
  • Morphologie: Fehlerhaftes oder fehlendes Beugen von Verben
    z.B.: Der Papa fahren Auto
  • Wortableitungen/Wortzusammensetzungen (z.B.: Freund –> Freundschaft, Spiel –> Spielregel), können schwer gebildet werden
  • Wortschatz: reduzierter Wortschatz
    Wortfindungsstörung
  • Sprachverständnis reduziert
  • Semantik: Bedeutungsbeziehungen können schlecht hergestellt werden
    z.B.: Zuordnung von Oberbegriffen (Obst) und Unterbegriffen (Banane)
  • Pragmatik (Anwendung von Sprache): Kommunikationsprinzipien werden nicht erkannt
  • Schriftsprache: Lesen und Schreiben sind deutlich erschwert
  • Kommunikationsstörungen, z.B. Mutismus

Rund sechs bis acht Prozent aller Kinder leiden an einer Art von Sprachentwicklungsstörung. Jungen sind dreimal so häufig betroffen wie Mädchen. Bei 40 bis 75 Prozent der sprachentwicklungsverzögerten Kinder kommt es auch zu Problemen beim Erlernen von Lesen und Schreiben.

Normal entwickelte Kinder produzieren ihr erstes Wort im Alter von etwa 11 Monaten, während sprachverzögerte Kinder ihr erstes Wort oft erst mit etwa 23 Monaten produzieren.
Zwei-Wort-Sätze (z.B.: „Schokolade haben“) werden normalerweise mit etwa 17 Monaten gebildet, während sprachverzögerte Kinder hierzu bis etwa 37 Monate benötigen.

Wegen der weitreichenden Auswirkungen bis ins Schul-, Jugend- und Erwachsenenalter sollte Sprachentwicklungsstörungstherapie (SES-Therapie) so früh wie möglich beginnen.