Schwerhörigkeit bedeutet eine Minderung des Hörvermögens.
Diese kann angeboren oder erworben sein.
Besonders problematisch ist ihr Auftreten bei Kindern vor Abschluss der Sprachentwicklung, da dies den Spracherwerb dramatisch beeinträchtigt. Deshalb ist die Früherkennung von großer Bedeutung. Bei Hinweisen auf eine Hörstörung ist eine Abklärung durch den HNO-Arzt, Phoniater oder Audiologen dringend erforderlich. Neben einer medizinischen und ggf. apparativen Behandlung wie Hörgeräteversorgung oder Cochlea Implantat (bei absoluter Gehörlosigkeit) sollte zur Unterstützung und Förderung des Sprachvermögens unbedingt auch eine logopädische Therapie erfolgen.

Arten der Hörstörungen:

  1. Schallleitungsschwerhörigkeit:

    Als Schallleitungsschwerhörigkeit bezeichnet man die Höreinschränkung, bei der die Ursache im äußeren Ohrbereich (Gehörgang) oder im Mittelohr liegt. Hier kann der Schall nicht optimal weiter geleitet werden.

    Ursachen: Mittelohrentzündungen, Cerumen (Ohrschmalzpfropf), Tubenkatharr, Mittelohrerguss, Veränderungen am Trommelfell

  2. Schallempfindungsschwerhörigkeit:

    Die Hörstörung ist hier im Innenohr, der Hörschnecke, oder dem zum Gehirn führenden Hörnerv zu suchen.

    Ursachen: Angeborene oder frühkindlich erworbene Schwerhörigkeit, Innenohrentzündungen, Infektionskrankheiten (Mumps, Masern, Meningitis, Zoster), Tumore, Hösturz (akute Schwerhörigkeit), Altersschwerhörigkeit, Lärmschaden.

  3. Kombinierte Schwerhörigkeit:

    Neben einer Schallleitungsschwerhörigkeit besteht auch eine Schallempfindungsschwerhörigkeit.

    Ursache: Chronische Mittelohrentzündungen, Otosklerose bei Mitbeteiligung des Innenohres.

  4. Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit:

    Hier können die Hörsignale im Gehirn nicht gezielt identifiziert werden und nicht oder nur teilweise mit Bedeutung versehen werden.

    Ursachen: Gehirnentzündungen, Schlaganfall, Gehirnblutung, Verletzungen (Schädel-Hirn-Trauma), angeborene Fehlfunktion/Fehlbildung.

    Eine besondere Form der Wahrnehmungsschwerhörigkeit fällt häufig bei Kindern auf: Die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS).

    Symptome: Verspäteter Sprechbeginn, Auffälligkeiten in Laut- und Satzbildung, Schwierigkeiten beim Erwerb von Lesen und Schreiben.
    Hier sollte ebenfalls dringend eine unterstützende logopädische Therapie stattfinden.

  5. Cochleaimplantat:

    Hörprothese für Gehörlose und Ertaubte, deren Hörnerv als Teilorgan der auditiven Wahrnehmung noch funktionsfähig ist.

Hört mein Kind richtig?

Wenn Kinder gar nicht oder nur schlecht hören, hat das gegebenenfalls dramatische Folgen für ihre geistige und soziale Entwicklung. Häufig werden Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit erst spät diagnostiziert, denn die Kleinen entwickeln erstaunliche Fähigkeiten, um ihr mangelndes Hörvermögen durch andere Sinne zu kompensieren.

Wird dann im Alter von zwei oder drei Jahren schließlich doch eine Hörbehinderung erkannt, ist die Entwicklung des Gehirns bereits größtenteils abgeschlossen.

Warnsignale:

  • Das Kind reagiert nicht auf Lärm oder auf Zurufe.
  • Schreckreaktionen auf Lärm, z.B. auf eine herabfallende Tasse, bleiben aus.
  • Das Kind plappert nur selten und unnuanciert.
  • Ab dem Alter von etwa sechs Monaten hört es mit dem Brabbeln (Lallen) auf und schreit nur noch.
  • Im Alter von neun bis zwölf Monaten versteht es eine einfache Mitteilung nicht.
  • Es artikuliert undeutlich und wirkt in seiner Sprachentwicklung zurückgeblieben.

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind nicht richtig hört, suchen Sie unbedingt einen HNO-Facharzt auf und lassen Sie das Hörvermögen Ihres Kindes mit subjektiven (Freifeld-/Verhaltensaudiometrie) und objektiven (Tympanometrie, otoakustische Emissionen wie TEOAE und DPOAE) Tests untersuchen.

Die folgende Übersicht zeigt, wie sich normal hörende Kinder entwickeln und macht Vorschläge, wie Sie das Hörvermögen Ihres Kindes selbst beobachten können. Eine solche Eigendiagnose ist natürlich nur ein Hinweis und ersetzt keine Untersuchung durch einen Experten.